Entstehung
Der Werdenberger Binnenkanal wurde zwischen 1882 und 1885 parallel zum linksseitigen Rheindamm erbaut. Planer und Erbauer war der Oberingenieur Jost Wey. Damals wurden auf ökologischen Anliegen wenig bis gar keine Rücksicht genommen. Es galt die anfallenden Wassermengen auf geradlinigem Weg möglichst schnell abzuleiten. Der künstlich angelegte Kanal ist rund 21 Kilometer lang und nimmt zwischen Wartau und Rüthi sämtliche Seitenbäche auf. In Rüthi wird der Werdenberger Binnenkanal in den Rhein geleitet. Während früher auf der Schweizer Seite des Rheins noch rund 30 Bäche direkt in den Fluss mündeten, sind es heute noch deren vier: Tamina, Trübbach, Saar und der Werdenberger Binnenkanal. Vor dem Bau des Binnenkanals musste der linksseitige Rheindamm Öffnungen für Zuflüsse aufweisen. Bei Hochwasser wurden diese vom Rhein gestaut und überschwemmten, zusammen mit seitlich ausströmendem Rheinwasser, das Mündungsgelände.
Hochwasserschutz
Um 1800 herum wurden in Quellgebieten der Seitenbäche ganze Bergwälder abgeholzt. Damit verlor der Boden der steilen Berghänge nach und nach den Halt, den ihm die Baumwurzeln gegeben hatten. In Regenperioden rutschten daher kleinere und grössere Partien ab und verstopften die Bergbäche. Diese beförderten bei Hochwasser das abgerutschte Material talwärts und lagerten es in der Rheinebene ab. Beim Bau des Binnenkanals wusste man: Das Geschiebe der Bergbäche wird die Kanäle nach und nach auffüllen. Um dem vorzubeugen verbreiterte man das Bett jedes Baches bei seinem Eintritt in die Rheinebene zu einem Weiher, dem Schuttsammler. Dort sinkt des Baches Geschiebe auf den Grund und geläutert fliesst das Wasser dem Binnenkanal zu.
Revitalisierung
In jüngster Zeit wurde der Werdenberger Binnenkanal an verschiedenen Teilstücken aufgeweitet, renaturiert und so neuer Lebensraum für Fauna und Flora geschaffen. Dies unter Berücksichtigung der Hochwasser-Sicherheit. Im Jahre 2005 wurde der Werdenberger Binnenkanal auf einer Länge von 1800 Metern in Sevelen revitalisiert und 2012 im Bereich „Schluch“ – dem Abschnitt vom Überleitungswehr Werdenberger zum Rheintaler Binnenkanal bis zur Einmündung in den Rhein – ausgeweitet. Dies in erster Linie für den Wildtierkorridor. Ab 2016 wurde ein weiteres Teilstück des Werdenberger Binnenkanals auf einer Länge von rund zwei Kilometern zwischen der ARA Buchs und dem Ochsensand revitalisiert. Die Gewässerräume wurden naturnah gestaltet und dadurch die Lebensbedingungen für Fauna und Flora sowie den Menschen verbessert. Künftig wird für den gesamten Wasserlauf ein Gewässerentwicklungskonzept erarbeitet, um Unterhalts- und Renaturierungsmassnahmen in Abstimmung mit der Naturgefahrenkarte zu erarbeiten.